Eine einfache Fahrt mit Bahn oder Bus ist eine klare Sache. Jeweils ein Ticket und gut ist. Aber wenn Sie sich über eine längere Strecke in Schleswig-Holstein fortbewegen wollen, brauchen Sie Bahn und Bus. Für Sie als Fahrgast bleibt es einfach: Sie brauchen nur ein einziges Ticket, egal wie viele Verkehrsmittel an Ihrer Reise beteiligt sind, denn Sie können den Schleswig-Holstein-Tarif nutzen.
Was für Kundinnen und Kunden so einfach klingt – und einfach ist –, ist das Ergebnis aufwändiger Koordination. Denn der Bus, der – sagen wir: in Lübeck – nahe der Haustür hält, ist Teil eines anderen Unternehmens als die Bahn, die in den Zielbahnhof – vielleicht Niebüll – einfährt. Alle beteiligten Unternehmen müssen sich ihre Fahrt bezahlen lassen, alle müssen völlig unabhängig voneinander gut wirtschaften, um zum Beispiel ihre Fahrzeuge und ihre Mitarbeiter zu bezahlen. Die beteiligten Unternehmen müssen also gut zusammenarbeiten. Dabei handelt es sich übrigens nicht nur um ein paar – es sind fast 40!
Den Schleswig-Holstein-Tarif weiterentwickeln – das ist eine der Kernaufgaben des Nahverkehrsverbund Schleswig-Holstein NAH.SH. Dabei gilt es, Interessen der verschiedenen Unternehmen zu berücksichtigen und in die Tarifgestaltung einfließen zu lassen. Dabei steht eines immer im Mittelpunkt: Das Interesse der Fahrgäste, sicher, komfortabel und ohne lange Wartezeiten an ihr Ziel zu kommen.
Eine Herausforderung ist dabei, dass der Verkehrsbedarf in den verschiedenen Regionen des Tarifgebiets sehr unterschiedlich ist. Großstädte wie Kiel und Lübeck brauchen ein anderes Angebot als eher ländlich geprägte Regionen wie etwa Dithmarschen. Da gibt es große Unterschiede in Anzahl der Linien, Taktungen und Platzangeboten. Für Pendler müssen die Schnittstellen zwischen ländlichem und städtischem Verkehr reibungslos organisiert werden. Das gilt natürlich ganz wesentlich für das schleswig-holsteinische Einzugsgebiet von Hamburg. Hier sind in den Stoßzeiten sehr viele Menschen im ÖPNV unterwegs. Urlauber und Touristen sollen attraktive Angebote bekommen, um die Umgebung zu erkunden oder in die dänischen Grenzregionen zu reisen. Um diese Herausforderungen zu meistern, müssen alle Verkehrsunternehmen an einem Strang ziehen, denn Störungen im Verkehr nehmen Fahrgäste unmittelbar wahr und das geht zu Lasten aller Player im ÖPNV.
NAH.SH ist übrigens der jüngste Verkehrsverbund in ganz Deutschland. Er ist nicht nur für die Koordination der zahlreichen Verkehrsanbieter zuständig, also für die Bearbeitung der Schnittstellen zwischen Bahnen und Bussen. NAH.SH schreibt auch Bahnstrecken aus und wählt das jeweils beste Angebot eines Bahnunternehmens aus. Und nicht zuletzt findet NAH.SH gemeinsam mit den Verkehrsunternehmen Lösungen für die Vorgaben der Landespolitik.
Ein hervorragendes ÖPNV-Angebot ist aber nicht nur ein toller Service für Kundinnen und Kunden, sondern auch das Gebot der Stunde. Denn nur mit einem funktionierenden Nahverkehr mit Bussen und Bahnen kann die Verkehrswende gelingen. Auf dem Weg dahin sind jedenfalls schon einige wichtige Stationen genommen. Immer mehr Personen verzichten auf ein eigenes Auto, die Zahl der Halterinnen und Halter nimmt ab. Ein Etappenerfolg, den die vielen Teamplayer zusammen errungen haben.